Jedem, der sich Straupitz nähert, fällt schon aus einiger Entfernung unsere Dorfkirche auf. Sie passt so gar nicht in die Landschaft des Spreewaldes, ihre Doppelturmanlage ragt über alle Gebäude und Bäume empor. Nun, das hat sie mit den meisten Kirchtürmen gemein. Auch ist sie nicht die größte Kirche, Nachbarkirchen bieten weitaus mehr Gemeindegliedern Platz. Was unsere Kirche letztendlich so eindrucksvoll macht, ist der Baustil, der in der Umgebung seinesgleichen sucht. Entworfen wurde das Gebäude von Karl Friedrich Schinkel, dem bekannten Baumeister, der seine Spuren sonst eher in der Hauptstadt und deren Umfeld hinterlassen hat.
Nähern wir uns der Dorfkirche geschichtlich: Diese Kirche ist bereits die dritte in zeitlicher Reihenfolge. Der älteste Vorgängerbau - vermutlich ein schlichtes Holzgebäude - fiel im Jahre 1624 einem Brand zum Opfer. 1655 - 1658 wurde auf Betreiben von General Christoph von Houwald, des damaligen Standesherrn, ein Nachfolgegebäude errichtet. Man darf davon ausgehen, dass es ein spreewaldtypisches Fachwerkgebäude mit Ziegeldach und Turm war. Typisch auch zwei Haupteingänge und zwei Eingangshallen: Die deutsche Halle und die wendische, eine Eigenheit im von zwei Völkern besiedelten Gebiet. In den Gewölben unterhalb der Kirche fanden 14 Mitglieder der Standesherrschaft ihre letzte Ruhestätte.
Diese zweite Kirche war zum Ende des 18. Jahrhunderts einerseits baufällig und für die Gemeinde zu klein. Dazu muss man wissen, dass zum Kirchspiel Straupitz neben Straupitz selbst noch sieben weitere Dörfer gehören. Carl Heinrich Ferdinand von Houwald, seit 1800 Patron der hiesigen Gemeinde, fasst um 1826 den Beschluss, ein neues Kirchengebäude zu errichten.
Wie kam nun Schinkel ins Spiel, der wohl nie in Straupitz war? Ganz einfach, durch Beziehungen. Zur Familie des Standesherrn gehörte der damals bekannte Dichter Ernst von Houwald, zu dessen Freundeskreis auch der königlich preußische geheime Oberbaurat Karl Friedrich Schinkel gehörte. Noch im November 1826 übersandte Schinkel eine erste Entwurfsskizze nach Straupitz. Schinkel bekam wenige Vorgaben seines Auftraggebers "... in einem einfachen aber der Würde seiner Bestimmung angemessenen Stil und für Jahrhunderte ausgeführt...", dazu 1.700 Sitzplätze.
Die Querelen um die Finanzierung des Baues überspringen wir hier: Wie üblich zu teuer (7-8 Tausend Taler erlaubt, aber schon 24.000 Taler geplant, Bausumme dann doch 30.000 Taler, zum Vergleich das Schauspielhaus im gleichen Zeitraum 860.000 Taler....). Finanziert wurde der Bau zum größten Teil vom Standesherrn und durch die Gemeinde.
Richtfest wurde im Frühjahr 1831 gefeiert, der Festgottesdienst zur Einweihung am 05. August 1832.
Ausgeführt wurde der Bau von einheimischen Bauleuten mit einheimischen Materialien.
Die gewünschten "Jahrhunderte" Bestand waren dem Gebäude nicht beschieden. Die Sparsamkeit beim Bau führte dazu, dass bereits in den 30-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts Ausbesserungen an den Türmen und an der Fassade ausgeführt werden mussten: Der Putz bröckelte.
In den letzten Kriegstagen 1945 wurde das Gebäude durch Beschuß massiv in Mitleidenschaft gezogen. Die Schäden an Dach und Chor wurden durch die Gemeinde in eigener Kraft behelfsweise behoben. In den 60-er Jahren ergab sich die Möglichkeit, eine teilweise Sanierung des Gebäudes auszuführen. Die politische Lage spielte sozusagen keine Rolle - es wurde einfach nicht um Erlaubnis gefragt.
Ende der 80-er Jahre war dann der Zustand des Gebäudes kritisch: Durch unterschiedliche Bodenverhältnisse und die Grundwasserabsenkung für die Tagebaue kam es zu Spannungen und Rissen im Gebäude und die baupolizeiliche Sperrung drohte. Die politische Wende 1989 kam gerade noch rechtzeitig, um den Einsturz des Gebäudes zu verhindern. In Straupitz wurde im Rahmen der Grundsanierung das getan, was zu dieser Zeit üblich war: Es wurden Millionen in den Sand gesetzt, hier allerdings in Form eines komplett neuen Fundaments, welches den Zerfall des Gebäudes stoppen sollte und konnte.